Private Webseite von Andreas Möller

Iridium-Flares fotografieren

Was ist ein Iridium-Flare?

Viele haben sicherlich schon mal nachts verträumt in den Sternenhimmel geschaut und festgestellt, dass es sich kleine leuchtende Punkte am Himmel bewegen. Diese Punkte sind nicht etwa Sternschnuppen oder Raumschiffe von ET, nein es sind künstliche Satelliten. Manche sind weniger hell als andere. Aktuell befinden sich ca. 18.000 künstliche Objekte im Orbit der Erde, unter anderem die Iridium-Satelliten.

Iridium ist ein weltumspannendes Satellitenkommunikationssystem, das aus 66 verschiedenen Satelliten besteht. Die Satelliten umkreisen die Erde mit einer Bahnhöhe von ca. 780 - 790km. Jeder Satellit besitzt drei Antennen, den sogenannten "Main Mission Antennas" (kurz MMA) und zwei Solarzellen-Paddel, um Energie zu tanken. Die MMAs und die Solar-Pappel reflektieren das Licht der Sonne. Wenn die Satelliten in einem günstigen Winkel zum Beobachter stehen, kann dieser für einen kurzen Augenblick das reflektierte Sonnenlicht auf der Erde sehen. Wir nehmen es als einen Punkt am Himmel wahr. Dieser wird immer heller, erreicht sein Maximum an Helligkeit und wird wieder dunkler. Wichtig ist noch zu wissen, dass die Satelliten immer senkrecht zur Erdoberfläche stehen. Die meisten Iridium-Flares entstehen, wenn sich das Sonnenlicht an den MMAs reflektiert. Grund hierfür ist der Winkel der MMAs. Es ist aber auch möglich, dass ein Flare durch ein Solarzellen-Panel erzeugt wird.

Die folgende Grafik soll veranschaulichen, wie das Sonnenlicht vom Satelliten reflektiert wird.

Reflexion des Sonnenlichtes am Satelliten

Das reflektierte Licht bildet einen Lichtkegel auf der Erdoberfläche. Dieser Kegel hat nur wenige Kilometer Durchmesser. Aus diesem Grund ist ein Flare eines Iridium-Satelliten nur in bestimmten Gebieten zu sehen. Je dicht man sich am Zentrum des Lichtkegels befindet, desto heller und intensiver erscheint die Leuchterscheinung. Die hellsten Iridium-Flares können sogar Schatten werfen. Der Flare wird von der Erde aus als ein Lichtpunkt im Sternenhimmel wahrgenommen. Im Gegensatz zu den Sternen, bewegt sich der Punkt in einer gleichförmigen Bewegung durch den Nachthimmel. Dabei nimmt die Helligkeit des Punktes langsam zu bis die maximale Helligkeit erreicht worden ist. Danach nimmt die Helligkeit wieder ab und der Satellit taucht in den Schatten der Erde ein.

Wie hell ist ein Iridium-Flare?

Die Helligkeit eines Iridium-Flares hängt sehr stark vom Ort ab, an dem man sich befindet. Wie bereits erwähnt, werfen die Antennen kleine Lichtkegel auf die Erdoberfläche. Die Helligkeit eines kosmischen Objektes wird mit der Einheit "Magnitude" (kurz mag) angegeben. Man spricht von "Scheinbarer Helligkeit", weil diese Helligkeit angibt, wie Hell das Objekt für einen Beobachter auf der Erde erscheint. Es ist nicht die tatsächliche Helligkeit des Himmelsobjekts. Für die Scheinbare Helligkeit gilt: Je kleiner der Wert ist, desto heller erscheint das Objekt. Mit dem bloßen Auge kann man Objekte am Himmel wahrnehmen die ca. 4-5 mag besitzen. Unter idealen Bedingungen kann man auch Objekte mit der Helligkeit von 6 mag erkennen. Die folgende Tabelle vergleicht die Scheinbare Helligkeit verschiedener Himmelsobjekte und soll ein Gefühl für die Scheinbare Helligkeit vermitteln.

Objekt Max. Scheinbare Helligkeit
Sonne -26,5 mag
Vollmond -12,7 mag
Iridium-Flare -8 mag
Venus -4,6 mag
Internationale Raumstation (ISS) -4,5 mag
Mars -2,9 mag
Wega 0 mag
Pluto 14 mag

Iridium-Flares können maximal -8 mag hell werden. So helle Flares sind aber eher selten und ereignen sich nur ca. ein Mal pro Woche. Aber auch nicht ganz so helle Lichtblitze sind einen Blick oder ein Foto wert. Aus Erfahrungen kann ich sagen: Alle Flares, die heller als -4 mag sind, lohnen sich zu beobachten.

Was benötige ich?

Feierabend, der Himmel ist klar und die Kamera liegt bereit. Warum also nicht mal ein schönes Foto schießen.

Was wird zwingend benötigt:


Welches Equipment ist noch von Vorteil?

Zuerst suchen wir mal zusammen was wir für ein Foto benötigen. Da wir eine Langzeitbelichtung anfertigen, ist es von Vorteil ein lichtstarkes Objektiv besitzen. Aber auch das KIT-Objektiv eignet sich zum Fotografieren von Iridium-Flares. Durch eine lichtstarke Linse erscheinen die Hintergrundsterne und der eigentliche Flare aber deutlich intensiver. Ich nutze gerne das Canon EF-50mm f/1.4 USM. Es bietet die ideale Brennweite, ist scharf und unglaublich lichtstark. Zwingend notwendig ist auch ein Stativ. Da wir eine Aufnahme über mehrere Sekunden hinweg belichten, darf es zu keinen Verwackler kommen. Wer eine Montierung besitzt sollte diese verwenden. Hier kann man die Aufnahme mehrere Minuten lang belichten lassen, ohne Strichspuren zu bekommen. Eine Montierung gleicht die Erdrotation aus und sorgt dafür, dass die Sterne immer im selben Blickfeld der Kamera bleiben. Sehr praktisch. Um Verwackler durch die eigene Hand zu vermeiden, muss ein Kabelauslöser oder ein Fernauslöser verwendet werden. Schon die kleinste Schwingung sorgt dafür, dass die Sterne unschöne Spuren auf der Aufnahme hinterlassen.

Außerdem wir ein Funkwecker benötigt. Warum? Der Langwellensender DCF77, welcher in Frankfurt am Main steht, sendet alle paar Sekunden die genaue Uhrzeit. Ein Iridium-Flare erscheint sekundengenau. Ein Abschätzen der Zeit ist hier kaum möglich. Meine Funkuhr ist seit geraumer Zeit verschollen. Darum nutze ich das GPS-Signal, um eine genaue Uhrzeit zu bekommen. Ich kopple meinen GPS-Logger mit dem Handy und erhalte somit ebenfalls die sekundengenaue Uhrzeit.

Vorbereitungen zu Hause

Wenn wir unser Equipment zusammengesucht haben, geht es ans Eingemachte. Man kann sich nämlich genau berechnen lassen wann und wo ein Iridium-Flare erscheint. Dafür benötigt man zuerst seine genauen Koordinaten des Beobachtungsortes.

Es gibt zwei "große" Seiten für die Berechnung von Iridium-Flares:

Ich persönlich bevorzuge Calsky und werde diesen Workshop auch auf diese Seite aufbauen. Calsky bietet viel mehr Möglichkeiten und besitzt eine riesige Satellitendatenbank. Außerdem berechnet die Seite auch andere astronomische Ereignisse wie Sonnenfinsternisse, Kometen oder Planetenbedeckungen.
Des weiten schreibt Calsky: "CalSky ist die einzige Online-Quelle, wo Sie auch die Reflexionen an den Solarpanels berechnen können. Dadurch erhöht sich die Anzahl berechneter heller Flares um rund 50%." (calsky.com) Zuerst öffnen wir www.calsky.com und geben unseren Ort an, von wo aus wir den Iridium-Flare fotografieren möchten. Dazu klickt man einfach auf die Erdkugel auf der rechten Seite. Die Position des Beobachtungsortes wird mit Hilfe einer eine Google-Karte festgelegt.

Karte auf Calsky

Nun können wir weiter auf der Seite surfen ohne unsere eingestellte Ortsangabe zu verlieren. Um die Ortsangabe dauerhaft zu speichern, lohnt sich eine kostenlose Registrierung auf Calsky. Jetzt wählen wir im Hauptmenü "Satelliten" aus und im Untermenü klicken wir auf "(Iridium) Flares". Auf der folgenden Seite kann man den gewünschten Zeitraum auswählen. Die Uhrzeit gibt an, ab wann die Berechnung durchgeführt werden soll. Die Zeitdauer gibt an, für welchen Zeitraum die Berechnung durchgeführt werden soll. Für mein Beispiel wähle ich den 07. August 2009 00:00 Uhr. Die Zeitspanne beträgt einen Tag. Wenn man auf "OK" klickt, zeigt Calsky nun eine Reihe von Iridium-Flares (und auch andere Satelliten), die am 07.08.2009, von meinem gewählten Standort aus, sichtbar sind. Darunter sind zwei sehr helle Iridium-Flares. Um 04:06 Uhr soll Iridium 22 eine Helligkeit von -6,1 mag erreichen. Aber um diese Uhrzeit schlafe ich leider noch.

Der nächste Eintrag sieht schon vielversprechender aus. Iridium 13 erscheint um 22:20 Uhr und ist sogar noch heller!

Ganz links sehen wir die Uhrzeit, wann der Flare seine maximale Helligkeit erreicht. Danach kommt der Name des Satelliten und in der rechten Spalte finden wir viele Zusatzangaben, welche bei der Positionsbestimmung helfen sollen. Uns interessiert erstmal nur die Helligkeitsangabe. -6,9 mag ist ein sehr toller Wert und verspricht eine gelungene Aufnahme. Aber auch visuelle Erlebnis des Iridium-Flares ist beeindruckend.

Um die Position am Himmel zu bestimmen, benutzen wir eine geniale Funktion von Calsky. Calsky bietet nämlich eine Sternenkarte an, in der man erkennt, wo genau der Iridium-Flare erscheinen wird. Um diese Karte aufzurufen klicken wir einfach auf den Namen des Satelliten (rechts neben der Uhrzeit). Diese Sternenkarte ist unser wichtigster Anhaltspunkt für die genaue Uhrzeit und für die Position am Himmel. Wenn man mit der Maus über die Karte fährt, zeigt Calsky alle Namen von wichtigen Himmelsobjekten an. Wir schauen also wo unser Flare erscheint und suchen uns markante Punkte am Himmel. Diese markanten Punkte sind z.B. Sternbilder, wie der Große Wagen, Orion oder (wie in unserem Fall) das Sternbild Kassiopeia. Es können aber auch Planeten oder der Polarstern als Referenzpunkte verwendet werden. Diese markanten Punkte sollte man sich aufschreiben oder eine kleine Skizze auf Papier anfertigen. Es ist auch möglich die Karte auszudrucken.

Bevor wir das Browserfenster schließen, ist es noch wichtig die Zeit zu bestimmen, an die der Satellit beginnt aufzuleuchten. Die einzelnen Zeitabschnitte des Satelliten werden als Kreise dargestellt. Je größer der Kreis ist, desto heller leuchtet der Satellit zur gegeben Zeit auf. In der Karte sehen wir wie die Kreise von Iridium 13 immer größer werden und wieder schrumpfen. Nun fahren wir mit der Maus über die Kreise und suchen den Zeitpunkt heraus, wo der Iridium-Flare kurz vor seinem Ausbruch steht.

WICHTIG: Kreise welche überlappt werden liegen weiter in der Zeit zurück als überlappende Kreise. Somit können wir die Flugrichtung des Satelliten auf den ersten Blick erkennen.

Unserer Flare von Iridium 13 wandert von unten-links nach oben-rechts und steht genau um 22:20 Uhr kurz vor seinem Ausbruch. Diese Zeit schreiben wir uns auf. Außerdem sollten wir noch die Himmelsrichtung notieren. Das ist wichtig um die Position am Himmel besser bestimmen zu können.

Die Aufnahme

Grundsätzlich gilt: Man sollte ca. 15 Minuten bevor der Flare erscheint mit den Vorbereitungen im Freien beginnen.

Zuerst sollte ein schöner Standort für seine Aufnahme gewählt werden. Das Anfertigen von Nachtaufnahmen aus der Stadt oder den eigenen Garten heraus birgt viele Nachteile. Beispielsweise erzeugen Straßenlampen Streulicht oder Äste und Bäume stehen im Weg herum. Wir benötigen daher einen dunklen, im Schatten liegenden Standort. Man sollte darauf achten, dass der Blick zum Himmel immer frei ist und durch keine Bäume o.ä. verdeckt wird. Wer die Möglichkeit besitzt, sollte versuchen sein Motiv ein wenig aufzupushen indem er beispielsweise einen Kirchturm mit auf das Motiv packt. Dazu muss der Iridium-Flare aber relativ flach über den Horizont erscheinen. Hat man den passenden Standort gefunden, gilt es zuerst einmal sein Equipment aufzubauen. Das beinhaltet das Aufstellen des Stativs oder der Montierung. Ich benutze grundsätzlich ein Stativ für meine Aufnahmen. Die Nutzung einer Montierung ist bei der Aufnahme von Iridium-Flares aber vom großen Vorteil, da diese die Erddrehung ausgleicht längere Belichtungszeiten ermöglicht.

... Jetzt noch die Kamera auf das Stativ stellen, Objektiv anschrauben und ganz wichtig: Der Fernauslöser muss montiert werden. Ich benutze einen billigen Kabelauslöser aus China. Aber er erfüllt seinen Zweck.

Nun kommen wir zum mit unter schwierigsten Teil der Aktion, dem Auffinden des richtigen Himmelsausschnitts. Hier helfen uns die Himmelsrichtung, ein Kompass, die ausgedruckte Calsky-Karte und die markanten Sterne. Wer sich am Firmament, ein wenig auskennt wird es leichter haben als neu absoluter Neuling. Daher hier ein paar Tipps:

Die Himmelsrichtung: Hier hilft uns ein Kompass, um die wirklich grobe Himmelsrichtung zu ermitteln, an der der Flare erscheinen wird. Für Iridium 13 haben wir uns NE (Nord-Ost) notiert. Wie man mit einen Kompass umgeht, sollte man normalerweise wissen ;). Wer keinen Kompass besitzt, der kann sich auch am Polarstern orientieren. Der Polarstern liegt immer im Norden.

Markante Sterne: Wenn wir die grobe Himmelsrichtung ermittelt haben, halten wir nach den markanten Sternen ausschau. In unseren Fall ist es das Sternbild Kassiopeia. Diese Konstellation ist relativ leicht zu finden. Es gibt Himmelsausschnitte in denen es wirklich schwer ist, einen Anhaltspunkt zu finden. Hier hilft nur Suchen, Vergleich und nochmals suchen.

Die Calsky-Karte: Wenn wir die Position, an die der Flare erscheinen soll, immer noch nicht gefunden haben, hilft uns die ausgedruckte Karte weiter. Wir vergleichen einfach Stück für Stück den Himmel mit der Karte.

Die Kamera sollte so ausgerichtet werden, dass das Intensitätsmaximum des Iridium-Flares möglichst in der Mitte des Fotos zu sehen ist. Das Auffinden des richtigen Himmelsausschnitts kann zu einer zeitaufwendigen Prozedur werden. Vor allem dann, wenn man große Brennweiten benutzt. Je größer die benutzte Brennweite ist, desto genauer muss die Kamera ausgerichtet werden. Man sollte auch bedenken, dass sich die Erde dreht. Also die Sterne wandern aus den Bildausschnitt der Kamera heraus. Um eine Übersichtsaufnahme zu erstellen, empfehlen sich Weitwinkelobjektive. Mit einem Weitwinkelobjektiv können außerdem Spannende Vordergrundmotive, wie z.B. der erwähnte Kirchenturm gut auf das Bild platziert werden. Ich bevorzuge aber eher mein 50mm Objektiv. Ich finde, mit dieser Brennweite kommt der Flare einfach intensiver rüber. Ich habe aber auch schon Iridium Flares mit 200mm Brennweite eingefangen. Für Iridium 13 habe ich mich für das gut bewährte 50mm f/1.4 von Canon entschieden. Da ich ein Stativ benutze und das verwendete Objektiv 50mm Brennweite besitzt, darf ich nicht länger als 10 Sekunden lang belichten. Alle Belichtungszeiten über 10 Sekunden, lassen störende Strichspuren entstehen. Nun stellen wir die Kamera in den manuellen Modus (M) ein. Die Betriebsart muss auf "Reihenaufnahme schnell" gestellt werden. Jetzt nimmt die Kameras solange Bilder auf, wie der Auslöser gedrückt wird. Nicht alle Kameras unterstützten diese Speed-Funktion. Aber eine Reihenaufnahme ist definitiv wichtig.

Anmerkung: Hätte ich eine Montierung, die die Erddrehung ausgleicht, dann könnte ich länger als 10 Sekunden belichten und würde den Flare von Anfang bis zum Ende mit nur einer Aufnahme fotografieren. Da die meisten von euch, aber sicherlich keine Montierung verwenden, bleiben wir beim Stativ. Dafür muss man seit Bild leider später digital bearbeiten.

Unsere Kameraeinstellungen sehen jetzt wie folgt aus: 

Jetzt heißt es Testaufnahmen anfertigen. Die Testaufnahmen dienen der Kontrolle. Die Position muss stimmen und die Sterne müssen fokussiert sein. Wir wollen doch keine unscharfen Sterne und er Flare soll auch am besten in der Mitte des Bildes erscheinen. Erst wenn man mit den Testaufnahmen zufrieden ist, sind die Vorbereitungen abgeschlossen.

Wenn die Kamera ausgerichtet ist und man sich sicher ist, dass der Himmelsausschnitt stimmt, bleiben einen meist nur noch wenige Minuten bis der Iridium-Flare erscheint. Hier kommt unser Funkwecker ins Spiel. Wir haben uns die Zeit aufgeschrieben (oder gemerkt) an der der Flare erscheinen soll. Kurz bevor dieser Zeitpunkt eintrifft, drücken wir den Fernauslöser und halten ihn gedrückt. Jetzt können wir den Flare mit den eigenen Augen genießen während die Kamera die Fotos anfertigt. Wenn der Iridium-Flare vorüber ist, lassen wir den Auslöser wieder los. Die Reihenaufnahme stoppt. Das war es eigentlich auch schon. Das Equipment kann abmontiert werden und die Fotos werden auf den PC übertragen.

Mein Ergebnis sind 6 Aufnahmen mit insgesamt 60 Sekunden Belichtungszeit in denen der Satellit zu sehen ist:

Fehlerquellen bei der Aufnahme

Verwackler durch Vibrationen

Lösung:

  • Stativ verwenden
  • Einen windstillen Standort suchen

Falscher Fokus (Unschärfe)

Lösung:

  • Fokus an einem hellen, entfernten Objekt einstellen (z.B. Mond, Windrad)
  • Testaufnahmen anfertigen

Falscher Himmelsausschnitt

Lösung:

  • Position mit Calsky-Karte vergleichen
  • Testaufnahmen anfertigen

Strichspuraufnahmen

Lösung:

  • kürzere Belichtungszeiten oder Montierung verwenden

Reflextionen in der Linse

Lösung:

  • Gegenlichtblende verwenden
  • Lichtquellen am Standort vermeiden
  • Sich in den Schatten (z.B. von einem Baum) stellen

Störende Objekte im Bild (z.B. Hausdach)

Lösung:

  • Standort wechseln

Bildbearbeitung

Nun kommen wir zu einem der wichtigsten Teile, die Bildbearbeitung. Da wir den Iridium-Flare nur stückweise aufgenommen haben und 6 Aufnahmen haben, müssen wir die entstandenen Bilder zu einem Bild zusammenfügen. Ich benutze für die Bildbearbeitung Adobe Photoshop. Eine Alternative zu Photoshop ist die kostenfreie Bildbearbeitungssoftware GIMP.

Zuerst entwickeln wir unsere RAW-Bilder mit dem RAW-Plugin von Photoshop. Ich habe den Farbbereich leicht ins bläuliche verschoben und die Kontraste zwischen Sterne, Flare und Hintergrund wurden erhöht. Nachdem alle 6 Aufnahmen von Iridium 13 in Photoshop korrigiert wurden, sorgt man dafür, dass alle Fotos in ein einzelnes Dokument geladen werden. Der Menüpunkt heißt "Dateien in Stapel laden..." und ist unter "Datei" -> "Scripten" zu finden. Nun haben wir eine Arbeitsfläche mit 6 Ebenen. Wichtig ist, dass die unterste Ebene das Foto ist, auf dem der Flare die größte Helligkeit aufweist. Diese Ebene lassen wir unverändert. Die restlichen Ebenen bekommen den Ebenenstil "Aufhellen".

Unser Foto sieht jetzt wie folgt aus:

Man erkennt eindeutig die Lücken zwischen den einzelnen Aufnahmen. Außerdem entstehen durch die Erdrotation sogenannte Strichspuren. Das ändern wir jetzt.

Zuerst blenden wir alle Ebenen aus bis auf die 2. Ebene. (1) Danach wählen wir das "Polygon-Lasso-Werkzeug" (2) und markieren damit die Spur des Satelliten. (3)

Die Auswahl muss jetzt invertiert werden. Entweder wir machen einen Rechtsklick auf die Auswahl und wählen "Auswahl umkehren" oder man benutzt die Tastenkombination STRG + SHIFT + I. Die invertierte Auswahl wird jetzt einfach mit der ENTF Taste gelöscht. Diesen Vorgang wiederholen wir mit allen anderen Ebenen außer der untersten. Am Ende besitzen wir fünf Ebenen, in denen nur die Satellitenspur zu sehen ist (Wir haben den Hintergrund gelöscht) und eine Ebene mit dem Originalbild.

Die Strichspuren sind jetzt verschwunden. Das sieht doch schon etwas schöner aus. Als nächsten Schritt markieren wir alle Ebenen bis auf die erste Ebene. Diese Ebenen werden jetzt zu einer Ebene zusammengefügt. Hierfür machen wir einen Rechtsklick auf die markierten Ebenen und wählen "Auf eine Ebene reduzieren". Damit es schneller geht, kann man auch die Tastenkombination STRG + E benutzen.

Wir besitzen jetzt ein Arbeitsdokument mit zwei Ebenen. Die oberste Ebene habe ich zum Verständnis einmal rot eingefärbt.

Theoretisch ist unser Foto jetzt komplett. Jedoch finden wir immer noch hässliche Lücken zwischen der Strichspur. Der Grund liegt darin, dass die Kamera nicht durchgehend belichtet. In der Zeit, wo die Kamera den Satelliten nicht belichtet, also zwischen den einzelnen Aufnahmen, wandert der Satellit trotzdem weiter. Somit entstehen die Lücken.

Diese Lücken können wir aber digital entfernen. Wir verfälschen jetzt natürlich die Aufnahme, da wir eine nicht vorhandene Bildinformation ersetzen. Aber das muss jeder mit sich selbst vereinbaren.

Ich möchte die Lücken entfernen, da sie mich stören. Dafür aktivieren wir die 2. Ebene, also die Ebene aus denen wir den Hintergrund entfernt haben. Für die dünnen Satellitenspuren benutzen wir das "Kopierstempel-Werkzeug" (1). Mit einem Rechtsklick auf das Arbeitsdokument wird bestimmt, wie groß der Pinseldurchmesser sein soll. (2) Ich habe mich für einen Durchmesser von 40 Pixeln entschieden. Mit gedrückter ALT-Taste wählen wir nun den Bereich aus von wo wir Bildinformationen kopieren wollen. (3) Dieser Bereich muss Teile der Satellitenspur enthalten.

Wenn der gewünschte Bereich ausgewählt wurde, kann die ALT-Taste wieder losgelassen werden. Wenn wir jetzt mit der Maus über das Dokument fahren sehen wir wie die Spur vom Mauszeiger "mitgezogen" wird. Wir passen also den Stempel in die Lücken ein, drücken die linke Maustaste und fahren mit der Maus solange über den offenen Bereich, bis die Lücke geschlossen ist.

Mit dieser Methode stempeln wir alle Lücken weg, bei denen es machbar ist. Es gibt aber noch eine kleine Problemstelle im Foto welche man nicht mit dieser Technik beseitigen kann. Und zwar sind das die Stellen, an denen der Satellit an Helligkeit zu- und wieder abnimmt.

Zunächst fassen wir aber mal alle Ebenen zu einer einzigen Ebene zusammen. (Alle Ebenen markieren und STRG + E drücken) Nun zu unserer Problemstelle:

Wir suchen uns im Verlauf des Flares eine Stelle heraus welche eine ähnliche Dicke und Intensität, wie unsere Problemstelle aufweist. Diese Stelle markieren wir mit dem "Polygon-Lasso-Werkzeug". (1) Ein Rechtsklick auf die Auswahl öffnet das Kontexmenü. Hier erzeugen wir eine neue Ebene indem wir "Ebene durch Kopie" anklicken. Mit einem weiteren Rechtsklick und dem Klick auf "Frei transformieren" können wir die Ebene ziehen, zerren oder vergrößern wie wir wollen. Uns reicht aber der Eintrag "Um 180° drehen" im Kontexmenü völlig aus. (2) Zum Schluss ziehen wir die Ebene einfach an die gewünschte Position. (3) Mit den Pfeiltasten kann pixelgenau bestimmt werden, an welche Stelle der Flicken platziert werden soll. Wenn die gewünschte Position gesetzt wurde, bestätigen wir mit ENTER. Jetzt fügen wir die Ebenen wieder zu einer einzigen Ebene zusammen.

Schon glaubt uns keiner mehr, dass diese Aufnahme aus 6 einzelnen Bildern besteht. Nachdem man den Iridium-Flare "repariert" hat, kann man das Foto noch etwas aufpeppen, indem man beispielsweise die markanten Sterne hervorhebt. Ich habe in meinem Foto einfach weiche, weiße Punkte mit dem Pinselwerkzeug auf eine neue Ebene gezeichnet. Der Ebenenstil wurde auf "Weiches Licht" gesetzt und die Ebene bekam eine Deckkraft von 25%.

Nun können wir stolz unser Endergebnis präsentieren.

Viel Spaß beim nachmachen!