Private Webseite von Andreas Möller

Totale Sonnenfinsternis

Datum: 21.08.2017

Nach einer wirklich kurzen Nacht im Zelt auf der Round Butte bei Madras, ist der Tag der totalen Sonnenfinsternis endlich gekommen. Schon um 5 Uhr am Morgen klingelte der Wecker. Das hatte mehrere Gründe: Zum einem habe ich die Dämmerung dazu genutzt, um die Montierung am Polarstern auszurichten. Außerdem stieß Carsten vom Arbeitskreis Meteore e.V. zu uns, so dass unsere Beobachtergruppe endlich komplett war. Einige andere Hobbyastronomen waren auch schon wach und bereiteten ihr Equipment vor. Die große Masse schlief jedoch noch.

Der Tag begrüßte uns mit einem herrlichen Sonnenaufgang. Der Rauch von den Waldbränden bei Sisters lag noch in der Luft und in der Aschewolke bildeten sich Wirbel. Obwohl die Sonne schon über dem Horizont stand, schienen die Wolken in einem rostigen Rot.

Equipment und Vorbereitung

Der Plan für die Sonnenfinsternis war wie folgt: Ich fotografierte die Sonne mit einer Canon EOS 7D mit 400mm und der Filterfolie von Astrosolar. Die Kamera wurde mit der Software Eclipse Orchestrator gesteuert. Der Vorteil ist, dass man während der Finsternis die Kamera nicht bedienen muss und die komplette Finsternis in Ruhe beobachten kann. Alle Belichtungen und Zeitintervalle lassen sich automatisch steuern. Zusätzlich fotografierte meine Nikon D750 die Landschaft mit einem Ultraweitwinkel-Objektiv und schoss alle 5 Sekunden ein Foto. Die Kamera war auf "manuell" gestellt, so dass sich die Belichtung nicht der Umgebungshelligkeit anpasst. Mein Ziel war es, den absoluten Helligkeitsunterschied zu dokumentieren, der während der gesamten Finsternis über auftritt.

Foto: Carsten Jonas

Foto: Carsten Jonas

Foto: Carsten Jonas

Partielle Phase

Den ersten Kontakt, also der Punkt, an dem der Mond beginnt sich vor die Sonne zu schieben, bekam kaum jemand mit; oder zumindest interessierten sich die wenigsten Leute hier oben dafür. Ab jetzt blieb uns noch gut eine Stunde, bis zur Totalität. Diese Stunde verging jedoch wie im Flug. Sobald die Sonne schon etwas verfinstert ist, kann man mit seinen Händen oder einem Sieb, kleine Schattenspiele machen. Der Lochkameraeffekt sorgt dafür, dass die Schatten zu kleinen Sicheln werden.

Mit zunehmender Finsternis wurde das Umgebungslicht immer fahler und es wurde spürbar kälter. Als die Sonne fast komplett verdeckt war, erschien die Umgebung in einem dreckigen Braunen. Etwa zwei Minuten vor Totalität konnten wir die fliegenden Schatten beobachten. Die Schatten waren kontrastarm aber deutlich mit dem bloßem Auge zu sehen. Wenige Sekunden, bevor der Mond die Sonne komplett verdeckte, nahm die Helligkeit des Lichtes rapide ab. Es war, als hätte jemand das Licht ausgeknipst und das Nachglühen der Lampe erlischt langsam.

Totalität

Und dann... Totalität. Der Mond hat sich komplett die Sonne geschoben und man konnte das Naturschauspiel mit dem bloßem Auge betrachten.

Für uns alle war es die erste Totalität, die wir erlebten und dementsprechend spektakulär war das Erlebnis. Der Anblick war unglaublich und surreal. Man kann das Erlebnis einer totale Sonnenfinsternis nicht mit Bildern oder in Worten beschreiben. Selbst die besten Fotos und Videos, zeigen vielleicht nur 10% von dem, was man wirklich sieht.

Das wohl interessanteste, während einer totalen Sonnenfinsternis, ist die Korona, die sich wie ein Strahlenkranz um die Sonne herum schmiegt. Wir konnte drei deutliche Streamer sehen, die wie ein "Y" am Himmel standen. Um den Mondschatten herum zeigte sich ein 360° Sonnenuntergang. Außerdem haben wir zwei Sterne am dunklen Himmel beobachtet. Der eine war die Venus, wobei die Venus ist kein Stern, sondern ein Planet ist, und der andere war Capella. Capella stand fast im Zenit.

Zum Ende der Totalität erschien eine große rote Protuberanz am Sonnenrand. Nach etwa 2 Minuten war es dann leider auch schon wieder vorbei.

Fotografie der Totalität

Es ist übrigens sehr schwer die Korona zu fotografieren. Die Korona bei einer totalen Sonnenfinsternis besitzt eine extrem hohe Dynamik. Kein aktuell käufliches Kameramodell diese Helligkeitsunterschiede festhalten. Aus diesem Grund ist es unerlässlich eine Belichtungsreihen anzufertigen. Glücklicherweise kann Eclipse Orchestrator das. Die Belichtungsreihe verlief von 1/3200 Sekunde für die Protuberanzen bis hin zu 2 Sekunden für den Erdschein. Die Erde reflektiert ein Teil des Sonnenlichtes zurück ins All und beleuchtet somit den Neumond. Deshalb ist der Neumond nicht komplett schwarz. Visuell ist der Erdschein jedoch nur schwer auszumachen.

Nach der Totalität

Der rechte Rand der Sonne wurde immer heller, aber die roten Protuberanzen waren immer noch mit dem bloßen Auge sichtbar. Dann kamen die ersten Sonnenstrahlen, der zweite Diamantenring, wieder zum Vorschein. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem wir die Schutzbrillen wieder aufzusetzen. Mit dem Austritt aus der Totalität wurde auch die Umgebung schlagartig heller.

Schnell rannten wir zu unserem weißen Tuch, um die fliegenden Schatten erneut zu beobachten. Auch andere Schaulustige gesellten sich zu uns. Die Schatten konnten wir noch bis geschätzt 3 Minuten nach der Totalität sehen.

Die restliche partielle Phase ging fast gänzlich an uns vorbei.

Das folgende 360° Panorama entstand während der Totalität und stammt von Carstens Theta S 360° Kamera.