Dudhsagar Wasserfall mit dem Zug
Datum: 15.02.2019
Der Dudhsagar Wasserfall ist mit einer Höhe von 320 Metern einer der größten Wasserfälle Indiens. Zu finden ist er am östlichen Rande der Touristenregion Goa. Normalerweise kann man den Wasserfall mit Hilfe von Jeeps besuchen. Die geführten Touren kosten 500 INR (Stand 2019) und beginnen im Dorf Kulem. An dieser Stelle sei gesagt, dass die Jeep-Touren die einzige offizielle Möglichkeit sind, um zum Wasserfall zu gelangen. Währen der Regenzeit finden die Touren nicht statt.
Wir kamen am frühen Nachmittag an und alle Touren waren restlos ausgebucht. Man sagte uns, dass es keine Chance gibt, den Wasserfall per Jeep zu erreichen und wir morgen früh wiederkommen sollten. Doch jemand sagte uns, dass wir den Wasserfall auch mit dem Zug erreichen könnten. Und so wurden wir auf einen Guide verwiesen, der uns sagte, dass sich unsere Gruppe um 16:30 trifft und wir dann den Zug zum Dudhsagar Wasserfall nehmen würden. Wir warteten also zwei-einhalb Stunden und es trafen sich tatsächlich ca. 20 – 30 weitere Mitreisende ein.
Pünktlich ging los und wir liefen zum Bahnhof. Merkwürdigerweise ging es über einen Umweg ans hintere Ende des Bahnhofes und wir überquerten die Bahnschienen, stiegen ins hintere Abteil des Goa-Expresses ein und haben uns in die Gänge gestellt. Nach wenigen Minuten erschien auch schon der Schaffner und fragte nach den Fahrscheinen. Wir verwiesen auf unseren “Guide”, der nach einigen hin und her vom Schaffner weggeführt wurde. Als ich jemand anderen aus unserer Reisegruppe fragte, was denn los sei, sage er nur: "Korruption".
Die Fahrt dauerte ca. 20-30 Minuten und führte auch direkt am Wasserfall vorbei. Etwa einen Kilometer hinter dem Wasserfall kam der Zug zum Halt. Allen Anschein nach fand der Halt des Zuges unplanmäßig statt, da wir direkt an den Bahnschienen ausstiegen.
Wer hier nach einem Pfad oder einer Straße sucht, der sucht vergebens. Wir gingen tatsächlich die Bahnschienen entlang zurück zum Wasserfall. Links von uns ragten steile Felsklippen empor und rechts erstreckte sich ein tiefer Abgrund mit Blick auf den dichten Dschungel von Goa. Auf dem Weg zum Dudhsagar Wasserfall mussten wir auch einen dunklen Tunnel durchqueren. Schließlich erreichten wir eine große Brücke, die sich über den gewaltigen Wasserfall spannte. Wir waren da.
Vor der Brücke gibt es eine kleine Treppe, die hinter ins Tal und direkt an ein Wasserbecken führt. Wir befanden uns quasi genau in der Mitte des Wasserfalls. Der Anblick ist auf jeden Fall gewaltig, auch wenn wir uns hier definitiv an keiner offiziell zugänglichen Stelle befinden. Von der Bahnbrücke aus kann man außerdem den unteren Teil des Dudgsagar Wasserfalls sehen und auch die Stelle, an der die offiziellen Jeep-Touren enden. Wir verweilten hier oben für etwa eine Stunde und konnten in der Zeit auch im Wasserbecken schwimmen. Dann traten wir den Rückweg an.
Die Rückfahrt gestaltete sich alles andere als angenehm. Wir dachten natürlich, dass wir wieder in den haltenden Zug einsteigen würden und zurück zum Bahnhof in Kulem fahren. Doch es kam alles anders. Wir wurden wieder die Bahnschieden entlanggeführt und wurden angewiesen kurz vor dem Ziel zu warten. In der Zwischenzeit wurde es schnell dunkel und unsere Guides riefen. Wir wussten nicht, was los ist und warteten ungeduldig auf den Zug. Irgendwann kamen drei aneinandergekoppelte Triebwagen vorbeigefahren und hielten in der Dunkelheit mitten auf den Gleisen an. Wir mussten außen auf die Wagen aufsteigen und uns in Reih und Glied hinter die Reling stellen. Nachdem alle "sicher" aufgestiegen sind, setzten sich die Triebwagen in Bewegung. Während der langsamen Fahrt zurück, gaben sich unsere "Guides" ständig Lichtzeichen und die Triebwagen hielten ständig mitten im Dschungel an. Nach einer halben Stunde hielten wir kurz vor dem Zielbahnhof mitten im Dschungel an und stiegen aus. Über einen Trampelpfad erreichten wir einen Hinterhof, der uns wieder zurück ins Dorf Kulem brachte.
Fazit: Die ganze Tour wurde illegal organisiert und viele verschiedene Personen sind involviert: Die "Guides", die Zugführer, der Schaffner, die Dorfbewohner und ich glaube auch die Polizei. Diese Touren finden täglich statt und den ahnungslosen Touristen wird nicht erzählt, was sie erwartet. Außerdem werden die strengen Schutzmaßnahmen des Nationalparks missachtet und die auch das Eintrittsgeld in den Park wird umgangen. Ob man sich auf diese illegale Tour einlässt, muss jeder für sich entscheiden. Zumindest ist der Leser dieses Berichtes jetzt nicht mehr Ahnungslos.