Private Webseite von Andreas Möller

Ringförmige Sonnenfinsternis

Datum: 01.09.2016

Während die Ringförmige Sonnenfinsternis am 01. September 2016 im Rest der Welt keine große Aufmerksamkeit genoss, war sie in Réunion das Thema schlechthin. Schon Wochen vorher wurde auf Plakaten für die Sonnenfinsternis und Veranstaltungen geworben. Es gab T-Shirts zu kaufen, die Schutzbrillen wurden einem hinterhergeworfen und die Tageszeitungen widmeten der Sonnenfinsternis ganze drei Doppelseiten.

Nun war es endlich soweit und der Tag der Ringförmigen Sonnenfinsternis war gekommen. Wir hatten schon einige Tage vorher das Wetter beobachtet. Einheimische und andere Reisende empfohlen uns in den Süden zu fahren und die Finsternis in der Gegend um Saint-Louis zu beobachten. Der Vulkan Piton de la Fournaise hält die Wolken auf, so dass es an der Süd-Küste Réunions meistens klar ist. Wir fuhren also recht zeitig zum Strand der Gemeinde L'Etang Salé les Bains. Noch gab es Parkplätze. Später wurde es so voll, dass die Autos auf dem Mittelstreifen oder auf Grünflächen parkten. Aber die Polizei hat mal ein Auge zugedrückt ;)

Am Strand angekommen trafen wir auch schon die ersten Beobachter, zwei Deutsche. Ansonsten sind viele Inselbewohner in den Süden von Réunion gereist, denn die ringförmige Phase konnte nicht auf der ganzen Insel beobachtet werden. Die Zentrallinie verlief südlich von Réunion im Meer. Wenige Meter vor dem Strand fand eine "Sonnenfinsternis-Veranstaltung" statt. Hier wurde für geladene Gäste eine kleine Veranstaltung mit Moderation vorbereitet.

Mit der Zeit füllte sich der Strand immer mehr und es wurde voller und voller. Einige Einheimische tanzten und spielten Musik auf traditionellen Instrumenten. Auch das lokale Fernsehen war vor Ort und berichtete vom Geschehen.

Um 12:23 Ortszeit begann dann das Spektakel. Der Mond schob sich von unten-links langsam und unaufhaltsam vor die Scheibe der Sonne. Zu dieser Zeit konnte man sogar zwei Sonnenflecken beobachten. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich steuern wir gerade auf das Minimum des aktuellen Sonnenfleckenzyklus zu.

Neben den ambitionierten Hobbybeobachtern mit ihren Teleobjektiven, versuchte jeder Strandbesucher die Sonne auf seine eigene Art und Weise zu beobachten. Die Veranstalter verteilten kostenlose Sonnenfinsternisbrillen. Jemand anderes projizierte die Sonne mit Hilfe eines Fernglases auf einen weißen Karton. Am Strand wurden Freigetränke verteilt. Bei allen Besuchern herrschte spürbar großes Interesse an der Sonnenfinsternis. Viele Kinder kamen zu uns, um einen Blick durch das Teleobjektiv zu werfen. Sie staunten jedoch nicht schlecht, als ich ihnen die Schattenspiele zeigte, die während der Finsternis zu beobachten waren. Der Lochkameraeffekt sorgt bei einer Sonnenfinsternis dafür, dass die Schatten der Bäume oder die der eigenen Finger zu Sicheln wurden.

Dann waren es nur noch wenige Sekunden, bis sich der Mond genau vor die Sonnenscheibe schob. Die Lichtstimmung war merkwürdig und surreal. Die ganze Umgebung schien in einem gedämmten, dreckigen braunen Licht. Am Strand wurde es unruhig und die Leute fieberten aufgeregt dem zweiten Kontakt entgegen. Als es dann endlich soweit war, begann der ganze Strand zu jubeln und applaudieren. Plötzlich schien die Sonne mit einem dicken schwarzem Loch in der Mitte. Irgendwie surreal. Die Bäume zauberten zudem kreisrunde Loch-Schatten in den Sand. Da es sich um eine Ringförmige Sonnenfinsternis und nicht um eine Totale handelte, verfinsterte sich der Himmel nicht komplett. Der Bedeckungsgrad der Sonne durch den Mond betrug in etwa 94%.

Vor dem dritten Kontakt habe ich die Aufnahmen ein wenig überbelichtet. So kommt der Perlenschnureffekt gut zum Vorschein. Dieser kommt zustande, weil die Mondoberfläche von Kratern, Bergen und Tälern überzogen ist. Leider vergingen die zweieinhalb Minuten der ringförmigen Phase viel zu schnell, so dass ich gar nicht wusste was man nun machen soll. Ich habe versucht mit meinem Smartphone die Stimmung am Strand einzufangen und gleichzeitig Fotos mit der Spiegelreflexkamera geschossen. Neben dem visuellen Erlebnis mit der Sonnenbrille blieb mir noch ein kurzer Blick auf die ringförmigen Schatten, die die Bäume in den Sand warfen. Dann war es auch schon vorbei.

Als Faustregel gibt: Eine Hälfte beobachten und genießen, die andere Hälfte zum Fotografieren nutzen.

Das Aufnahmegerät war übrigens eine Canon EOS 7D mit dem Canon EF 100-400 mm 1:4.5-5.6L IS II USM. Als Schutzfolie diente die AstroSolar Folie.

Nach dem Ende der ringförmigen Phase verließen die meisten Leute den Strand. Wir blieben jedoch noch bis zum kompletten Ende der Finsternis. Um 15:42 Uhr Ortszeit war die Sonne wieder frei von jeglicher Bedeckung.

Auf der Heimfahrt nach Saint-Pierre sahen wir noch, wie ein Graffiti-Sprayer ein Gemälde der Sonnenfinsternis an eine Wand sprühte. Das Kunstwerk ist ab jetzt von der Autobahn Richtung Saint-Pierre zu sehen. Der Tag verabschiedete sich mit einem Regenbogen, den wir ebenfalls aus dem Auto heraus beobachten konnten.