Private Webseite von Andreas Möller

Auf dem Weg nach Pheriche

Datum: 15.04.2017

Schnee in Tengboche

Die Nacht in Tengboche verlief ruhig und ich konnte nach den gestrigen Strapazen tief schlafen. Jedoch wurden wir am frühen Morgen von Neuschnee überrascht. Über Nacht hatte sich eine etwa 5 - 10cm dicke Schneeschicht angesammelt. Der Himmel war mit dicken grauen Wolken verhangen und Schneeflocken flogen umher. Die Sherpas freuten sich schon, denn bei Schnee müssen sie die schweren Sachen nicht nach oben tragen. Alles sah nach einem tristen Start in den Tag aus.

Meine Kumpanen schliefen noch und ich erkundete alleine das kleine Bergdorf. Einige Trekker versuchten den Schnee aus ihren Zelten zu schaufeln. Andere sahen in ihrem Leben vermutlich das erste Mal Schnee. Eine Gruppe von (ich vermute) Latinos lieferte sich eine kleine Schneeballschlacht.

Kurz bevor wir in die Lodge zum Frühstücken wollten, rissen die ersten Wolken auf und gaben einen Blick auf die Bergkette hinter dem Kloster frei. Die tiefen Wolken verzog sich überraschend schnell und es kam die aufgehende Sonne zum Vorschein. Diese tauchte die Berge in ein surreales Licht. Der Anblick war einfach traumhaft.

Aufbruch

Da uns, besonders mich, der Aufstieg nach Tengboche ganz schön zu schaffen machte, entschieden wir uns einen Teil unseres Gepäcks hier zu lassen. So trennte ich mich von Laptop, dreckiger Wäsche und anderen Dingen, die man eigentlich nicht benötigt. Auf dem Rückweg würden wir die Sachen wieder abholen. Mein Rucksack war gleich geschätzte 5 Kilogramm leichter und das Laufen viel wesentlich einfacher.

Als wir Tengboche endlich verlassen hatten, war es schon recht spät. Leider brachen wir zeitgleich mit einer riesigen spanisch sprechenden Reisegruppe auf, die uns andauernd im Weg stand. Der Weg war vom tauendem Schnee matschig geworden und die Leute hatten anscheinend Angst hinzufallen. Deswegen liefen sie wohl extra langsam. Arrrg... Aber irgendwann hatten wir alle überholt und es ging im normalem Tempo weiter.

Der Weg von Tengboche in Richtung Mount Everest Basecamp fängt einfach an, denn es geht nur bergab. Wir sind von einem dichten verschneiten Wald umgeben und passieren das unscheinbare Dorf Deboche. Kurz bevor wir Panboche erreichten, müssen wir noch auf die andere Seite des Flusses. Früher gab es hier wohl eine Metallbrücke die auf die andere Seite führte. Das große Erdbeben in Nepal 2015 hat diese aber einstürzen lassen. Jetzt führt der Weg hinunter zum Fluss und man gelangt über eine kleine Brücke auf die andere Seite. Das kostet extra Zeit und Kraft, denn man muss auch wieder steil bergauf. Panboche liegt ca. 80 Höhenmeter über Tengboche. Nach einem Kilometer erreichten wir Panboche und aßen dort zu Mittag.

Wir überlegten nun, wo wir als nächstes übernachten sollten. Einheimische rieten uns das kleine Dorf Pheriche anstelle von Dingboche. Also ging es weiter. Der folgende Weg war einfach zu begehen. Es geht weder steil bergauf noch läuft man über Stock und Stein. Der Weg teilt sich irgendwann in mehrere Pfade auf, die aber alle zum selben Ziel führen. Pheriche und Dingboche und ausgeschildert. Leider zogen während unserer Wanderung nach Pheriche dicke Wolken auf und man sah kaum noch etwas von der umliegenden Landschaft. Ab und zu begann es mal stärker und mal schwächer zu schneien.

Als wir vor einem Berg standen, stauten wir nicht schlecht. Pheriche war nicht weit, aber DA MÜSSEN WIR RÜBER? Wir wollten eigentlich nur noch in den trockenen warmen Gemeinschaftsraum. Wie man auf dem zweitem Foto unten erkennen kann, muss man einen letzten, für Himalaya-Verhältnisse, Hügel überwinden. Der Aufstieg ist jedoch viel einfacher als er auf den ersten Blick aussieht. Alles halb so wild.

Da der graue Himmel uns die Sicht auf die Landschaft versperrte, möchte ich noch einige Impressionen von unserem Rückweg zeigen. Die folgenden Fotos entstanden am 19.04.2017 auf dem Rückweg von Pheriche nach Namche Bazar.

Unterkunft

Wie bereits erwähnt, standen wir vor der Entscheidung nach Pheriche oder Dingboche zu wandern. Dingboche liegt etwas höher als Pheriche und ist größer. Einheimische rieten uns aber in Pheriche zu übernachten. Diese Entscheidung hatten wir nicht bereut. Ich fand, dass die Unterkünfte in Pheriche die schönsten auf unserer gesamten Tour waren. Pheriche liegt auf 4250m und es kommt dir vor, als würdest du in einem Steindorf auf dem Mittelalter wohnen. Alle Mauern und Absperrungen wurden gebaut, indem man grauen Naturstein übereinander stapelte. Mörtel sucht man hier vergebens. Dafür waren die Mauern aber auch ziemlich stabil.

Wir quartieren uns in ein Dreibettzimmer im Himalayan Hotel ein. Das Hotel sah schon von außen sehr einladen aus. Ein bunt verzierter Schriftzug zeigte den Eingang. Im Inneren herrschte schon reger Betrieb. 

Auf dem Rückweg, wir kamen am späten Nachmittan in Pheriche an, war das Himalayan Hotel leider voll und wir wurden freundlich auf eine gegenüberliegende Lodge verwiesen. Ich glaub das Hotel hieß Snow Mountain oder so ähnlich. Diese hatte noch ein Zimmer für uns übrig und war genauso schön wie das Himalayan. Hier trafen wir den deutschen Bergsteiger Frank Irnich, der sich auf den Weg zum Mount Everest Basecamp befand. Sein Ziel war die Spitze des Mount Everest und Lhotse.